Clubausflug 2018


Unterwegs mit GFM Historique

 

Der Clubausflug führt uns ins Greyerzerland. Wir fahren mit der SBB via Bern- Fribourg nach Palezieux. In Palezieux beginnt unsere Extrafahrt mit dem historischen Be 4/4 131 aus den 40er Jahren der Vereinigung GFM Historique. Die Fahrt führt uns von Palezieux nach Chatel St.Denis.

Der Bahnhof ist noch ein Kopfbahnhof und wird in nächster Zeit zum Durchgangsbahnhof mit anderer
Linienführung umgebaut. GFM Historique spendiert uns einen Apero in ihrem Depot in Chatel St.Denis. Wir können hier viele historische Fahrzeuge von GFM Historique bestaunen. Im Anschluss werden wir im Restaurant „Des XIII CANTONS“ in Chatel St.Denis unser Mittagessen einnehmen.Am Nachmittag fahren wir weiter durch die schöne Voralpenlandschaft des Freiburgerlandes Richtung Bulle und weiter bis nach Broc-Fabrique. Bei genügend Anmeldungen werden wir als Güterzug mit Personenbeforderung (GmP) nach Broc fahren. Die Strecke Bulle – Broc-Fabrique wirdin den nächsten Jahren auf Normalspur umgebaut. Darum wird unsere Reise in zweifacher Hinsicht bald historischen Charakter haben. Ca. um 16.00 endet unsere Extrafahrt in Bulle. Danach geht es mit der TPF und SBB via Fribourg Bern zurück ins Fricktal

 

Mehr Infos unter: GFM Historique


Reisebericht

 

La Gruyère sans fromage! Est-ce-que c’est possible!?

 

Ja, wenn man Eisenbahnfreund ist, geht es auch ohne die bekannte Spezialität, wie die
diesjährige Clubreise des FEC zeigt. Jedenfalls hat der Berichterstatter niemanden gesehen,
der davon ass. Hingegen gab’s Double-crème zu den Meringues und zum Kaffee –
immerhin! Unsere Reise, von René wiederum tadellos organisiert, begann an diesem
Sonntag um 07:18 Uhr auf dem Bahnhof Frick. Das Wetter machte einen positiven Eindruck, und
das blieb den ganzen Tag so. Unterwegs nach Basel gab es Zuwachs für unsere Reisegruppe,
die schliesslich 17 TeilnehmerInnen umfasste. In Basel selbst war schon einiges los. Weil die
Zufahrt vom RB Muttenz ins Gellert-Dreieck Richtung Deutschland wegen einer Baustelle
gesperrt war, wurden die Güterzüge in den Personenbahnhof gezogen, wobei unter anderen
auch die schwarz lackierte (Trauerzug-?) Lokomotive Re 189 984 von SBB-Cargo
International zum Einsatz kam und für die Fotografen just passend auf dem benachbarten
Gleis stand. Weiter ging es über Olten nach Bern, dort hiess es erneut umsteigen in den RE
Richtung Lausanne. In Palézieux stand das heutige objet du désir schon auf dem
Schmalspurgleis bereit: Triebwagen Ce 4/4 131 der GFM; er gehörte zu einer Gruppe von
drei Fahrzeugen, die 1943, nach der Sanierung der Bahn, beschafft worden waren. Der
Triebwagen ist in ausgezeichnetem Zustand und weist (wieder) den Anstrich auf, der für die
GFM lange typisch war: grün/pastellgrün mit gelbem Zierstreifen und ebenfalls gelber
Beschriftung, dies dank des Einsatzes der Vereinigung GFM Historique, die eine Reihe von
Schmalspurfahrzeugen der GFM unterhält. Die leicht zu findende Web-Seite des Vereins
enthält ein Verzeichnis der betreuten Fahrzeuge mit Illustrationen sowie viele weitere
Berichte und Bilder von Extrafahrten. Wir wurden von zwei Vertretern, einem Reiseführer
und einem Lokführer, freundlich willkommen geheissen. Weil nicht alle TeilnehmerInnen
französisch sprechen, erhielten wir die Erläuterungen zum Verein, zum Fahrzeug und noch
zu vielem Anderen in deutscher Sprache – ein besonderer Dank dafür! Nachdem der
fahrplanmässige TPF-Zug abgefahren war, durfte unser Triebwagen folgen. In flotter Fahrt –
unterbrochen von einem Fotohalt in Bossonnens – ging es nach Châtel-St-Denis, unserem
ersten Etappenziel. Wir konnten die im alten Depot abgestellten Fahrzeuge besichtigen und
mit den Leuten von GFM Historique fachsimpeln.
Zu besichtigen waren der in Aufarbeitung befindliche Steuerwagen zum Triebwagen Ce 4/4
– noch sichtbar die zeitweise (leider) moderne Lackierung in silber-orange. Ferner standen
da Güterwagen, darunter der von der MOB „zurückgeholte“ ehemalige Kieswagen Fad[t]
mit Steuerabteil, der in den 1970er Jahren mit Kiespendelzügen für den Nationalstrassenbau
verkehrte, ein ziemlich einmaliger Fall von Zugbildung. Allerdings ist die Steueranlage in
der Kabine nicht mehr vorhanden. Daneben stand einer der beiden speziell für diese
Kieszüge beschafften BDe 4/4 141 im aktuellen Farbkleid der TPF. Diese Triebwagen fuhren
die Kieszüge ohne Inneneinrichtung, dafür mit 25 t Sandballast und mit verklebten Fenstern
und waren anfänglich vollständig grün lackiert. Die „krokodilartig“ gestalteten, sehr
hübschen Te 2/2 11 und 12 und Te 4/4 13 und 14, die früher im Rangierdienst standen, sind
ebenfalls im Besitz von GFM Historique und fahrfähig. Ziemlich einmalig für eine
Schmalspurbahn sind die beiden Gepäck-/Postwagen FZ 401 und 402 mit seitlicher
Aussengalerie, die vom Verein ebenfalls erhalten wurden. Etwas wehmütig betrachtet man
den in der Remise aufbewahrten K3 653 mit den Aufschriften bekannter Schokolademarken,
nachdem bekannt geworden ist, dass die Nestlé-Fabrik ab dem 01.09.2018 nicht mehr mit
Bahnwagen auf Rollböcken bedient wird – der Schreibende verkneift sich entsprechende

Kommentare! Die TPF verlieren damit einigen Güterverkehr auf Normal- und Schmalspur-Gleisen.
Nach dem Mittagessen in Châtel-St-Denis war genügend Zeit für Fotos. Der jetzige Kopfbahnhof wird bald einem Durchgangsbahnhof weichen, und so galt es, die jetzige, bald historische Situation noch festzuhalten. Doch warum hier ein Kopfbahnhof? Nun, bis 1969 war Châtel-St-Denis auch Endbahnhof einer Linie der Chemins-de-fer Electrique Veveysans, welche eine Zweiglinie von St-Légier aus betrieb; die Linie von Palézieux musste aus topographischen Gründen über den Nordkopf des bereits bestehenden Durchgangsbahnhofs eingeführt werden. So kam die merkwürdige Situation zustande, die nun verschwinden wird.
Unsere Fahrt durch die grünen Hügel des Greyerzerlandes ging dann weiter nach Bulle, wobei in Vaulruz-Sud nochmals ein Fotohalt eingelegt wurde – jetzt stand der Triebwagen vor der richtigen Kulisse mit Bergen und grünem Wieshang. In Bulle, einem grosszügig ausgebauten Bahnhof, treffen die normalspurige und die schmalspurige TPF aufeinander. Schmalspurstrecken führen von hier aus weiter nach Montbovon mit Verbindung zur MOB-Linie und nach Broc-Fabrique, dem Ziel unserer Reise. Wie erwähnt, werden auf dieser Linie (noch) Rollbockzüge mit normalspurigen Gedeckten Güterwagen gefahren. Geplant ist, diese Zweiglinie auf Normalspur umzubauen, wobei man sich fragt, ob sich das noch lohnt, wenn der Güterverkehr mit der Schokoladefabrik eingestellt wird. Am Ende weist die Linie eine ziemlich kräftige Neigung hinunter zur Fabrik auf. Der Bahnhof Broc-Fabrique ist wegen des Rangierverkehrs verhältnismässig gut mit Gleisen dotiert. Die Pause bis zur Rückfahrt nutzten einige für einen Trunk in der Cafeteria der Fabrik, andere fotografierten die vielleicht bald einmal historische Situation. Nochmals im Ce 4/4 131 ging es zurück nach Bulle, wo wir uns von Reise- und Lokführer von GFM Historique mit einem herzlichen Dank für die tolle Betreuung verabschiedeten – Merci villmol! Von Bulle aus fuhren wir mit einem RE der TPF direkt nach Bern. Bemerkenswert: die TPF hat sämtliche Stationen zwischen Bulle und Romont aufgehoben! Ab Bern ging es nach Basel, von dort aus nach Frick. Die SBB sorgten zuletzt noch für einige Schweissausbrüche, funktionierte doch die Klimaanlage in unserem Wagen nicht.
Wir sind René sehr dankbar, findet er immer wieder lohnende Reiseziele, was übrigens stetig schwieriger wird. Extrafahrten sind inzwischen wegen der dichten Fahrpläne und der reduzierten Infrastruktur (rückgebaute Ausweichmöglichkeiten) fast nicht mehr zu bekommen. Doch hoffen wir, dass er auch nächstes Jahr wieder ein lohnendes Ziel ausfindig machen kann. Dass auch dieses Jahr das Wetterglück mit den FEC-Reisenden war, muss nach den guten Erfahrungen der letzten Jahre schon fast nicht mehr erwähnt werden.

Reisebericht von Jürg Rychener


Fotos

Fotos Jürg Rychener


Hast du gewusst...?

Die heutige TPF (Transports publics fribourgeois) sind ein Zusammenschluss der Bahn und des ÖV von Fribourg/Freiburg. Die Bahn, die 1943 aus drei Gesellschaften fusioniert worden war, hiess offiziell „Chemins-de-fer Fribourgeois“, ist aber Eisenbahnfreunden unter dem populären und auch auf den Fahrzeugen angebrachten Kürzel GFM (Gruyère–Fribourg-Morat) bekannt. Die Bahn betreibt – wie erwähnt – Normal- und Schmalspurstrecken. Normalspurig sind die Strecken Bulle–Romont und Fribourg/Freiburg–Murten–Ins. Diese wies übrigens einstmals eine seitliche Stromschiene auf und wurde mit 750 V = betrieben! Die schmalspurigen Strecken gehörten ursprünglich zwei Gesellschaften (Chemins-de-fer Electriques de la Gruyère CEG und Châtel–Palézieux CP). Infolge des Privatbahngesetzes von 1939 wurden alle Freiburger Bahnen zu einer Gesellschaft zusammengeschlossen und im Anschluss daran baulich und finanziell saniert. Anfangs der 1970er Jahre geriet die Gesellschaft wieder in die Krise, bis der Bestand 1974 durch den Bund garantiert wurde. Auf den Schmalspurstrecken, die eine Gesamtlänge von 48,2 km aufweisen, wird mit 800 bis 900 V Gleichstrom gefahren. Der Verkehr wird tagsüber im Stunden- und teilweise Halbstunden-Takt abgewickelt. Die Züge verkehren teils durchgehend, teils werden die Zugläufe in Bulle gebrochen.

 

Bericht und Fotos Jürg Rychener

 

Einige Reminiszenzen an die GFM aus dem Fotoarchiv des Berichterstatters.


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