Clubausflug 2015


Mit 2 Dampfzügen durch den Schwarzwald

 


 

Unser Clubausflug führt uns in zwei typische Täler des Schwarzwaldes. Wir fahren mit der DB ab Bad Säckingen via Basel Bad Bf in den Schwarzwald.
Der erste Dampfzug führt uns fast 50 km auf eingleisiger Strecke in ein teilweise schluchtenartig eingeschnittenes Schwarzwaldtal. Dieser Zug führt einen Speisewagen – für Speis und Trank ist somit gesorgt!
Nach der Ankunft am Ende dieser Strecke begeben wir uns zum gemeinsamen Mittagessen in ein Restaurant in der Nähe des Bahnhofes.
Nach dem Mittagessen geht die Reise durch den Schwarzwald weiter. Im Laufe des Nachmittags erreichen wir den Einsteigepunkt für den zweiten Dampfzug! Wir können nun diesen auf über 50 km Doppelspurstrecke geniessen, er führt uns durch fast 40 Tunnels und 500m Höhenunterschied durch ein bekanntes Tal in teilweise verwundender Streckenführung.
Wir verlassen den Dampfzug am Abend mitten im Schwarzwald und nach einem kurzen Aufenthalt bringt uns die Deutsche Bahn wieder zurück an den Hochrhein. Wir erreichen am Abend Bad Säckingen aus östlicher Richtung.


Reisebericht

 

Sonntag, 05.07.2015: Ein Datum, das in Erinnerung bleiben wird! Denn an diesem Tag lud René zum jährlichen Ausflug des FEC ein, dessen Ziele bis zuletzt geheim blieben, und ausserdem war es heiss, sehr heiss sogar. Insgesamt 28 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, neben FEC-Mitgliedern auch etliche „zugewandte Orte“, fanden sich in Basel-Badischer Bahnhof zusammen. Mit dem ICE ging es zunächst Richtung Norden bis zum Bahnhof Baden-Baden. Die Station hiess bis 1977 Baden-Oos, weil es seit 1845 eine Stichbahn gab in das eigentliche Baden-Baden. Das dortige prunkvolle Empfangsgebäude steht noch; die Firma Vollmer hat es vor Jahren als Bausatz herausgebracht. Unterwegs musste uns René mitteilen, dass die erste Dampffahrt wegen Waldbrandgefahr abgesagt worden sei – schade, denn sie wäre wohl eindrucksvoll gewesen! So fuhren wir mit einem Tramwagen der KVAG (Karlsruher Verkehrsbetriebe AG) von Baden-Baden nach Rastatt, ihres Zeichens einst eine wichtige Festungsstadt des Königreichs Baden, und von dort weiter mit einem normalen Zug bis Gernsbach. Die ausgefallene Dampffahrt ermöglichte in diesem Ort eine längere Pause, was einige nutzten, um sich das hübsche Städtchen etwas näher anzusehen, während andere sich eher dem gemütlichen Glacé- oder Bierkonsum zuwandten. Gernsbach war vor dem Bahnbau ein Zentrum der Flösserei und Holzindustrie.
Wiederum in einem Tramzug ging es dann weiter nach Freudenstadt. Wir befuhren somit die Murgtalbahn, die stellenweise den Charakter einer Gebirgsbahn aufweist. Sie wurde in mehreren Etappen eröffnet, wobei das Konkurrenzdenken zwischen Baden und Württemberg dafür sorgte, dass der Lückenschluss erst 1928 erfolgte. Nach dem 2. Weltkrieg, der zur Sprengung von Brücken rund um Freudenstadt führte, konnte der durchgehende Betrieb erst 1950 wieder aufgenommen werden, zuerst mit Dampf-, später mit Diesellokomotiven, die speziell steilrampentauglich sein mussten. 2000–2002 wurde die Linie elektrifiziert (normaler Bahnstrom), wobei bei einzelnen Tunnels Deckenstromschienen eingebaut wurden. Seitdem die Tramzüge fahren und eine direkte Verbindung ins Stadtzentrum von Karlsruhe geboten wird nebst einem dichten Taktfahrplan, haben sich die Passagierzahlen von täglich ca. 2700 auf 13'000 Personen erhöht! Die Linie ist stellenweise bis 50‰ steil; hier gab es anfangs eine Reihe von Zahnstangen-Abschnitten. Die Tramwagen haben, wie wir sahen, den Vorteil, tolle Aussichten auch auf die Strecke zu bieten.
In Freudenstadt gab es ein gutes und sehr speditiv serviertes Mittagessen. Die nächste Etappe führte uns nach Hausach an der Schwarzwaldbahn. Diese doppelspurige, heute elektrifizierte Hauptbahn verbindet Karlsruhe via Offenburg und Villingen-Schwenningen mit Singen und Konstanz. Sie weist Steigungen bis zu 20‰ auf; die vergleichsweise (Gotthardbahn 27‰) nicht so grossen Steigungen waren dank dem Bau von Kehrtunnels vor und nach der Station Triberg möglich. Sie sind mit Baujahr 1863–1873 älter als jene der Gotthardbahn. Die tiefste Stelle der Bahn liegt in Offenburg mit 159 m ü.M., Scheitelpunkt ist der Bahnhof Sommerau mit 832 m, der Endbahnhof Singen liegt auf 434 m. In Hausach konnte man eine grosszügig konzipierte Modellbahnanlage nach Motiven der Schwarzwaldbahn besichtigen, auf der zahlreiche, zumeist moderne Züge für Betrieb sorgten. Wie viele tausend Modelltannen da wohl versetzt worden sind? Am Bahnhof von Hausach wartete unterdessen der Dampfzug, an der Spitze eine 1’E h2-gekuppelte Güterzugslokomotive der bekannten Kriegsbaureihe BR 52, von der ab 1942 nicht weniger als 7000 Stück gebaut worden sind, weitere 300 wurden nach dem 2. Weltkrieg fertiggestellt. Die Fahrt verlief problemlos, der aus fünf Wagen bestehende Zug forderte die Lok nicht so sehr. Die fahrbare Bierbar wurde hingegen sehr fleissig frequentiert. Wegen der dichten Bewaldung entlang der Bahnlinie kann man die Streckenentwicklung mit den Kehrtunnels eigentlich nur wahrnehmen, wenn man einen Kompass und eine Streckenkarte dabei hat oder auf den Sonnenstand im Wagenfenster achtet, dies sehr im Gegensatz zu den gut einsehbaren Kehren der Gotthardbahn. Das wird wohl auch der Grund sein, dass die Besonderheiten der Schwarzwaldbahn hierzulande eher nur Insidern bekannt sind. In Villingen-Schwenningen hiess es wieder umsteigen. In diesem Bahnhof fiel die noch komplett vorhandene Signalisierung mit Formsignalen (Semaphoren) auf. Von Singen aus ging es dann in raschem Tempo auf der rechtsrheinischen Bahn bis nach Bad Säckingen oder Basel – manche wunderten sich, wie schnell man auf der deutschen Seite von Schaffhausen in unsere Gegend gelangt – die Bummelei linksrheinisch ist da kein Vergleich. Insgesamt ein toller Ausflug, trotz fehlender Dampffahrt und der einigermassen strapaziösen Hitze. Die Rundreise hat jedenfalls gezeigt, dass in nächster Umgebung Strecken existieren, die zu befahren sich lohnt, vor allem im Schwarzwald. So bedanken wir uns ein weiteres Mal bei René für seine gelungene Zielauswahl und die tadellose Organisation… und freuen uns schon auf das nächste Mal.

Text von Jürg Rychener


Fotos


Videos